Austausch mit dem Landespräventionsrat
27.02.2023
Der Landespräventionsrat Niedersachsen (LPR) wurde 1995 per Kabinettsbeschluss gegründet mit dem Ziel, die Landesregierung zu beraten und die Präventionsgremien in den etwa 200 niedersächsischen Kommunen bei ihrer Arbeit zu unterstützen, Fachleute in ganz Niedersachsen miteinander zu vernetzen und die Haltung der gesamtgesellschaftlichen Prävention zu fördern.
Seine globalen Zielsetzungen sind die Reduzierung des Kriminalitätsaufkommens und die Verbesserung des subjektiven Sicherheitsgefühls der Bürgerinnen und Bürger in Niedersachsen. Neben den kommunalen Präventionsgremien gehören zu den 267 Mitglieder des LPR landesweit tätige Verbände und Institutionen sowie Ministerien, nachgeordnete Behörden und wissenschaftliche Einrichtungen. 1)
Am 08.12.2022 fanden im Rahmen einer Mitgliederversammlung Neuwahlen des Vorstands statt. Der Vorstand besteht aus 14 Personen und ist überwiegend ehrenamtlich tätig. Als Mitglied des LPR haben wir das in der letzten Woche zum Anlass genommen, ein gemeinsames Gespräch zu führen und gemeinsame Schnittmengen und mögliche Unterstützung zu besprechen.
An dem Gespräch nahmen teil Prof. Dr. Ute Ingrid Haas als Vorstandsvorsitzende des LPR, Susanne Wolter als Geschäftsführerin des LPR, BDK-Landesvorsitzende Gesa Eisengarten und Petra Dreier, Sprecherin Prävention des BDK LV Niedersachsen und stellvertretende Sprecherin im Fachbereich Prävention und Opferschutz des BDK-Bundesverbandes.
Der LPR entwickelt Konzepte und koordiniert Maßnahmen, die zur Zielerreichung notwendig sind. Aktuelle Schwerpunkte sind die kommunale Prävention mit der Vor-Ort-Beratung der örtlichen Präventionsgremien. Das Programm „Communities That Care“ 2) ist hierbei eines der herausragenden Programme für ein besseres Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Hier werden aufgrund zuvor durchgeführter Kinder- und Jugendbefragung herausgefunden wo der Schuh drückt: Welchen Risikofaktoren sind Kinder und Jugendliche ausgesetzt, welche Schutzfaktoren sind vorhanden? Das Programm wird bereits von vielen Kommunen in Niedersachsen erfolgreich angewandt.
Seit 15 Jahren gibt es die Sicherheitspartnerschaft im Städtebau mit verschiedenen Themen, wie z.B. „Sicherheit im Quartier“. Hier wirken sich alle Faktoren, wie baulich technische Gegebenheiten, die Nachbarschaft und Vermieter positiv auf das Sicherheitsgefühl aus.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Ausbildung örtlicher Präventionsgremien mit dem Vorzeigeprogramm „Beccaria-Standards“. Seit 2008 bietet der Landespräventionsrat Niedersachsen im jährlichen Turnus das Beccaria-Qualifizierungsprogramm Kriminalprävention an und bildet Personen weiter, die im kriminalpräventiven Bereich tätig sind. Im Vordergrund steht die Vermittlung von anwendungsbezogenem Wissen aus dem Gesamtbereich der Kriminalprävention, insbesondere Basiswissen in Kriminologie und Projekt- und Qualitätsmanagement. 3)
Im LPR ansässig sind ebenfalls die „Koordinierungsstelle Landesprogramm für Demokratie und Menschenrechte“ sowie das „Landes-Demokratiezentrum Niedersachsen“. Das Landesprogramm für Demokratie und Menschenrechte hat zum Ziel, freiheitlich-demokratische und menschenrechtsorientierte Einstellungen und Verhaltensweisen zu stärken und politisch motiviertem Extremismus entgegenzuwirken. Schwerpunkte werden gesetzt beim Thema Antisemitismus und der Prävention im Kindes- und Jugendalter. 4)
Das Landes-Demokratiezentrum Niedersachsen ist für die Umsetzung des Bundesprogramms Demokratie leben! des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Niedersachsen zuständig. Grundlegendes Ziel ist die Stärkung der demokratischen Kultur. 5)
Die Fachstelle Opferschutz befasst sich mit dem Recht aller Opfer auf Information, Schutz und Hilfe. Sie hat für einen leichteren Zugang von Betroffenen zu Information und Hilfe die landesweite Website www.opferschutz-niedersachsen.de eingerichtet. Ebenfalls im LPR ist die Koordinierungsstelle "Häusliche Gewalt" angesiedelt. Ihr Ziel ist die Umsetzung des Gewaltschutzgesetzes anhand sogenannter Landesaktionspläne. Ganz aktuell wird über die Umsetzung der Istanbul-Konvention (Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt) diskutiert. Auch beschäftigt sich die LPR-Geschäftsstelle intensiv mit den Konsequenzen der LKA-Dunkelfeldstudie, die interessante Befunde zum Thema Häusliche Gewalt bzw. zum Anzeigeverhalten geliefert hat.
Der LPR sieht hier viele Ansätze. Es sollte vor allem in wirksame Prävention investiert werden. Hier bieten sich entsprechend evaluierte Programme an, die z. B. in der Online-Programmdatenbank "Grüne Liste Prävention" des LPR zu finden sind. Ganz generell sollten Kinderrechte gestärkt werden. Diesen Aspekt hat der LPR auch in seinem Leitbild verankert. Zudem gilt es, besonders vulnerable Gruppen vor Gewalt zu schützen, z. B. geflüchtete Kinder und Jugendliche.
Der LPR hat vor den niedersächsischen Landtagswahlen 2022 Empfehlungen für ein "Landesprogramm zur Stärkung der kommunalen Prävention" formuliert und diese den Abgeordneten zukommen lassen. Hierbei wird zur Zielerreichung u. a. empfohlen, die Beratungs- und Weiterbildungsangebote für kommunale Präventionsakteure auszubauen, regionale Präventionszentren für Kommunen einzurichten und zivilgesellschaftliche Kräfte darin zu bestärken, sich an kommunaler Prävention zu beteiligen.
Der BDK Niedersachsen sieht es wie der LPR:
„In Zeiten multipler Krisen ist Prävention das Gebot der Stunde“
Gesa Eisengarten
Landesvorsitzende
1) https://lpr.niedersachsen.de/nano.cms/lpr
2) https://www.praeventionstag.de/nano.cms/ctc
3) https://lpr.niedersachsen.de/nano.cms/beccaria-qualitaetsinitiative?XA=details&XID=137
4) https://lpr.niedersachsen.de/nano.cms/koordinierungsstelle-landesprogramm-fuer-demokratie-und-menschenrechte
5) https://lpr.niedersachsen.de/nano.cms/landes-demokratiezentrum