Ausbildungsoffensive

19.12.2016

Ausbildung der Kriminalpolizei: Der BDK fordert eine neue Ausbildungsoffensive! Für den BDK Rheinland-Pfalz ist es an der Zeit, das Berufsbild der Kriminalpolizei den aktuellen und künftigen Herausforderungen anzupassen. Das Profil muss beschrieben und die Rahmenbedingungen für die Kriminalpolizei erörtert werden.
Ausbildungsoffensive

Globalisierung und technologische Entwicklungen gelten zu Recht als die großen Herausforderungen unserer Zeit. Diese haben vielfältige Auswirkungen auf Straftaten und Täter. Die Verbesserung der Kriminalistik als anwendungsbezogene Wissenschaft und als Lehrfach in der polizeilichen Ausbildung ist in einer immer komplexer werdenden Welt notwendiger denn je. Das Personal der Kriminalpolizei muss sich, um die Qualitätsstandards aufrechterhalten und verbessern zu können, weiter spezialisieren. Der Gedanke der „arbeitsteiligen Gesellschaft“ muss sich auch bei der Polizei niederschlagen! Der „Allrounder“ ist keine zeitgemäße und geeignete Antwort zur Gewährleistung einer modernen und effektiven Strafverfolgung.  

Schon bei der Bekämpfung des Wohnungseinbruchsdiebstahls wird dies deutlich. Um eine täterorientierte Sachbearbeitung durchzuführen, ist ein hoher Spezialisierungsgrad notwendig. Kriminalbeamtinnen und -beamte müssen in der Lage sein, komplexe Ermittlungsverfahren aufzubauen und auch vor Gericht zu vertreten. Kompetenzen im Bereich der Observation, der TKÜ (einschließlich Funkzellendaten etc.), digitaler Forensik, Überwachungsmaßnahmen mit Hilfe von Operativtechnik, Umgang mit großen Datenmengen, Rechtshilfe, etc. sind zwingend notwendig. Solche Spezialisierungen sind zweifelsfrei nicht nur bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus und der Organisierten Kriminalität erforderlich, die Fälle der Alltagskriminalität zeigen dieses Erfordernis mitunter täglich. Einer etwas anderen Spezialisierung bedarf z. B. die effektive Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität oder der Cybercrime, auch wenn immer wieder Schnittmengen erkennbar sind (z. B. islamistischer Terrorismus zu Cybercrime). Auch die übrigen Felder (Rauschgift-, Brand- und Umweltermittlungen, qualifizierte Betrugsdelikte und auch das wichtige Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder) sind ohne Spezialisierungen nicht mehr denkbar.

Deshalb ist eine von Einheitlichkeit getragene polizeiliche Ausbildung keine angemessene Antwort für die Zukunft der Kriminalpolizei auf eine Welt, die immer unübersichtlicher wird. Die Einflüsse auf diesen Wandel lassen sich mit den Begriffen wie Globalisierung, Digitalisierung, Demografischer Wandel und Migration beschreiben.

Der notwendige polizeiliche Erfolg ist angesichts der genannten Herausforderungen abhängig von der Kompetenz der Mitarbeiter und Führungskräfte innerhalb der Polizei.

Die Bewerberzahlen zur Polizei, auch wenn sie in Rheinland-Pfalz noch gut sind, gehen bundesweit zurück. Die Konkurrenz zur freien Wirtschaft und Behörden untereinander nimmt zu. Bewerberinnen und Bewerber, die ihren Berufswunsch ausschließlich bei der Kriminalpolizei sehen, erhalten in Rheinland-Pfalz keine klare Zusage und wenden sich z. B. dem BKA unmittelbar zu.

Bewerberinnen und Bewerber mit einem abgeschlossenen Studium, z. B. Informatik oder Jura,  können sich allenfalls auf vereinzelte Angebote im Verwaltungs- oder Tarifbereich bewerben. Die Angebote anderer Bundesländer für diese Bewerber, wie Hessen, Baden-Württemberg oder dem BKA, sehen teilweise deutlich besser aus.

Aus diesem Grund schlägt der BDK eine dringend notwendige Veränderung der Ausbildungsstruktur vor:

  1. Einstellung potenzieller Bewerberinnen und Bewerber zur Polizei Rheinland-Pfalz mit dem direkten Berufsziel Kriminalbeamtin/Kriminalbeamter. Hierzu wäre es notwendig, das bisherige Studium an der Hochschule der Polizei, im Sinne des Bologna-Prozesses, so modular anzupassen, so dass sich die Bewerberinnen und Bewerber zur Kriminalpolizei im letzten Studienjahr für ihren Berufszweig innerhalb der Polizei Rheinland-Pfalz spezialisieren. Die weitere Fortbildung sollte direkt bei der Kriminalpolizei fortgesetzt werden.
  1. Ausschreibungen für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber zur Kriminalpolizei Rheinland-Pfalz mit abgeschlossenem Studium. Auch diese Bewerber sollten, unter Anerkennung ihres Studienabschlusses und dadurch verkürzten Studienzeiten, über die Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz als Polizei-/Kriminalbeamte ausgebildet werden.
  1. Die Wechselmöglichkeit innerhalb der Sparten Schutz- und Kriminalpolizei sollte, angepasst am Personalbedarf, weiterhin aufrechterhalten werden.

Vor dem Hintergrund des aktuellen Implementierungsprozesses des neuen PP ELT werden künftig unsere ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen unmittelbar zu den Polizeipräsidien Zugang haben. Diese absehbare Änderung zeigt auch, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, diese Diskussion zu führen. Wer diese Diskussion führen will, muss über ein hohes Maß an Fachlichkeit verfügen. Diese Fachlichkeit wird der BDK sachlich für die Fortentwicklung der Kriminalpolizei einbringen.

 

Der Landesvorstand