Artikel: 29-Jähriger wegen Handels mit Bankkonten in U-Haft

12.03.2016

Wohnungen und Büros in Hamburg durchsucht (von Denis Fengler, DIE WELT, 11.03.2016)
Artikel: 29-Jähriger wegen Handels mit Bankkonten in U-Haft

Das Bundeskriminalamt (BKA) hat einen 29-Jährigen aus dem Landkreis Pinneberg festgenommen, der zahlreiche Konten mit falschen Identitäten eingerichtet und mit ihnen im Internet gehandelt haben soll. Insgesamt soll der Mann so mehr als 120.000 Euro eingenommen haben. Die Festnahme erfolgte bereits am Mittwoch. Zeitgleich wurden neun Wohnungen und Geschäftsräume in Pinneberg und Hamburg durchsucht. Die Ermittlungen richten sich zudem gegen mehrere Mittäter im Alter von 21 bis 28 Jahren, darunter auch Hamburger.

Illegale Konten, wie sie der 29-Jährige vertrieb, werden Bankdrops genannt und für Betrügereien im Onlinehandel eingesetzt, etwa um gefälschte Internetshops zu betreiben. In der Regel werden Kunden aufgefordert, Vorauszahlungen auf solche Konten zu leisten. Während die Käufer leer ausgehen, können die Betrüger den "Geisterkonten" nicht zugeordnet werden, weil diese auf falsche Namen laufen. Das BKA hält Bankdrops für die "entscheidende Schnittstelle für die Erlangung von Gewinnen aus Straftaten". Angeboten werden sie in sogenannten Darknet-Foren, illegalen Handelsplattformen im Internet.

Laut BKA soll der Festgenommene "mindestens 85 Bankkonten mit Falschpersonalien eingerichtet" haben. Unterstützung erhielt er dabei von zwei Mitarbeitern sogenannter Verifizierungsdienste. Dienste, die im Auftrag von Bankinstituten die Personalien derjenigen überprüfen sollen, die ein Konto eröffnen wollen. Für bis zu 200 Euro pro Konto sollen sie falsche oder gestohlene Personalien als echt ausgewiesen haben. Die gefälschten Konten verkaufte der 29-Jährige für mindestens 1400Euro im Darknet, zusammen mit Amphetaminen und Cannabis. Doch seine Aktivitäten und die seiner Mittäter gingen möglicherweise noch deutlich weiter: Bei den Durchsuchungen wurden auch eine Blendgranate, Manövermunition und eine Schreckschusswaffe entdeckt.

Die Einrichtung von Bankdrops gelinge in der Regel durch die "vorsätzliche oder zumindest fahrlässige Unterstützung" von Mitarbeitern von Bank- oder Kreditkarteninstituten, erklärte Jan Reinecke, Landeschef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Diese steckten entweder "mit den Kriminellen unter einer Decke und winken die gefälschten Neukundenanträge durch, oder die Mitarbeiter sind inkompetent oder schlichtweg überfordert, gefälschte Ausweispapiere von echten zu unterscheiden – und lassen dann die Einrichtung entsprechender Konten zu". Reinecke forderte, solche Institute stärker in die Verantwortung zu nehmen.

Um den Handel in Darknet-Foren zu bekämpfen, in denen auch Kinderpornografie, Waffen und sogar Auftragsmorde angeboten würden, benötige es wie im aktuellen Fall einen bundesweiten Ansatz, so Reinecke. "Zumal bei diesen Ermittlungen regelmäßig die Internationale Rechtshilfe in Anspruch genommen werden muss, da die betreffenden Darknet-Foren immerzu auf ausländischen Servern beheimatet sind."

 

(http://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article153176830/29-Jaehriger-wegen-Handels-mit-Bankkonten-in-U-Haft.html)

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