Antimafiakonferenz – Organisierte Kriminalität entschlossen bekämpfen
18.10.2024
Lamya Kaddor, Sprecherin für Innenpolitik der Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion eröffnete die Veranstaltung mit ein paar aktuellen Zahlen. So sind laut Erhebungen derzeit rund 933 Personen der italienischen Mafia zuzuordnen, die Hälfte allein davon ist der 'Ndrangheta zuzuordnen. Allerdings ist das Dunkelfeld als hoch einzuschätzen. Experten gehen davion aus, dass eher bis zu 3.000 Personen der italienischen Mafia angehören. Das Hauptbetätigungsfeld ist immer noch der illegale Rauschgifthandel, auch wenn andere kriminelle Aktivitäten zunehmen.
Der Antimafia-Staatsanwalt der Reggio Calabria aus Italien, Giuseppe Lombardo schätzt die genannten Zahlen als deutlich zu gering ein, da man auch Unterstützernetzwerke, die zwar nicht direkt für die italienische Mafia arbeiten, aber deren Aktivitäten ermöglichen oder unterstützen, hinzurechnen müsse. Im Weiteren führte Staatsanwalt Lombardo hauptsächlich zur 'Ndrangheta aus, die heute keine Ansammlung von Mitgliedern aus Kalabrien mehr ist, sondern eine multinationale kriminelle Vereinigung, deren Stärke aus dem über Jahrzehnten angehäuften Reichtum hervorsticht.
Sicherstellungen von Kokain in einer Höhe von mehreren Tonnen sind heute keine Seltenheit mehr, eher schon ein Regelfall. „Trotzdem stellen diese Mengen im Durchschnitt lediglich 10% der Lieferungen an die 'Ndrangheta dar.“, so Giuseppe Lombardo. Und weiter:
„Bei dem Verkauf gibt es keinen Kontinent der Erde, auf dem die 'Ndrangheta nicht aktiv ist. Dieser unfassbare Reichtum und die Infiltration in den legalen Finanzmarkt führt zu immer mehr Macht in Politik und Öffentlichkeit, vorrangig in Regionen, die von hohem Wohlstand gekennzeichnet sind. Wenn wir uns die Frage stellen, welche Region das in Europa ist, dann kann ich Ihnen sagen, dass es sich mit Sicherheit um das Herz Europas, nämlich Deutschland, handelt.“
Ein entscheidender Schritt zur Bekämpfung der italienischen Mafia war die Einführung der zentralen Antimafia-Staatsanwaltschaften im Jahr 1992. Bis dahin waren Prozesse und Urteile so different, dass ein Vergleich und damit die Erkenntnisse zur Mafia nicht bzw. nur erschwert gezogen werden konnten. Seitdem bildet die Direzione Investigativa Antimafia (DIA) ein nationales Netzwerk, um Sprache und Ermittlungsmethoden zu vereinheitlichen. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass wir durch die Zentralisierung wesentlich effektivere Ergebnisse erzielen können.“, so Giuseppe Lombardo.
„Für uns alle in Europa und der Welt ist es wichtig, dass wir gemeinsame Instrumente haben, gemeinsame Ziele und Erkenntnisse, um die Mafia erfolgreich zu bekämpfen. Nutzen Sie unsere Erkenntnisse.“
Im Anschluss an diese äußerst interessante Innenansicht aus Italien wurden weitere Diskussionen mit weiteren Expertinnen und Experten geführt. Im Fazit stand unser Mitglied und Landesvorsitzender des BDK Nordrhein-Westfalen, Oliver Huth, Rede und Antwort zu seinen Erfahrungen in der Mafia-Bekämpfung. Eine rundum gelungene Veranstaltung.
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