15. Landesdelegiertentag BDK-NRW in Bensberg - Tatort Deutschland - Kriminalitätsbekämpfung im Wandel der Zeit

15.09.2009

"Tatort Deutschland - Kriminalitätsbkämpfung im Wandel der Zeit". Wilfried Albishausen als Landesvorsitzender bestätigt; Pressekonferenz und Presseerklärung zum Thema; Rede des Landesvorsitzenden beim Festakt.
15. Landesdelegiertentag BDK-NRW in Bensberg - Tatort Deutschland - Kriminalitätsbekämpfung im Wandel der Zeit

Bergisch-Gladbach, 15.09.2009 - "Mit dem Titel "Tatort Deutschland" verbinden sicherlich viele Bürgerinnen und Bürger den Sonntagabend, an dem ab 20.15 Uhr unsere Fernsehkommissare und -kommissarinnen in 90 Minuten einen Täter ermitteln und zu einem Geständnis bringen. Der BDK verbindet allerdings mit diesem Motto und dem Zusatz "Kriminalitätsbekämpfung im Wandel der Zeit" etwas anderes: eine deutlich gewandelte Kriminalitätslandschaft mit hoher technischer Ausrüstung und ständig zunehmender Internationalisierung. Straftaten, deren Bearbeitung aufgrund deutlich angestiegener Beweisanforderungen höchste Ansprüche an die Kriminalpolizei stellt und somit heute weit mehr an Arbeitszeit verschlingt als noch vor 20 Jahren", erklärte der Landesvorsitzende Wilfried Albishausen heute während des Landesdelegiertentages in Bensberg.

All das scheint seitens der Politik noch nicht in dem erforderlichen Umfang zur Kenntnis genommen worden zu sein. Der Beruf des Kriminalbeamten ist in Nordrhein-Westfalen zu einer ausschließlichen "Fortbildungsveranstaltung" geworden. Kein junger Nachersatz und eine deutliche Überalterung mit einem Durchschnittsalter über 50 Jahre prägen das Bild einer dauerhaft überlasteten Kriminalpolizei. Die hohen Pensionierungszahlen in den kommenden Jahren entziehen der Kriminalpolizei erhebliches Fachwissen, das über mehr als 35 Berufsjahre in der Kripo aufgebaut wurde. Mit diesem Landesdelegiertentag will der BDK die Politik noch einmal "aufrütteln", Sorge dafür zu tragen, dass die Kriminalpolizei auch in den nächsten Jahrzehnten den hohen Ansprüchen gerecht werden kann.

In Anwesenheit von Innenminister Dr. Ingo Wolf zeigen Kriminalisten aus Köln und Bonn in ihren Fachvorträgen auf, wie sich die Bearbeitung von Kriminalfällen in den letzten Jahren gewandelt hat.

Tatortarbeit im Wandel der Zeit

EKHK Georg Prüfling, Polizeipräsidium Bonn - Erkennungsdienst, führt aus, mit welchen Arbeitsmitteln die Kripo damals am Tatort auskam und wie sich heute moderne Tatortarbeit darstellt, um auch kleinste Spuren zu sichern und Kontaminationen zu verhindern. Er zeigt, wie extrem das Arbeitsvolumen pro Fall gestiegen ist.

Veränderungen der Jugendkriminalität

KHK Hans Hülsbeck, Polizeipräsidium Köln, KK 57 - Intensivtäterbekämpfung,

zeigt die Veränderungen der Jugendkriminalität, wie sich unsere Gesellschaft von der Schulhofrauferei zu "happy slapping" und AMOK-Lagen entwickelt hat sowie die damit verbundenen veränderten kriminalpolizeilichen Reaktionen. Auch in diesem Bereich ist das Arbeitsvolumen der Fallbearbeitung erheblich angestiegen.

Belastungssituation bei der Kriminalpolizei

EKHK Jürgen Hild, Leiter eines "Regionalkommissariats" beim Polizeipräsidium Köln,

wird die dramatischen Belastungssituationen darstellen, die sich in einem Flächenkommissariat abspielen, in dem unzählige Strafverfahren von der Sachbeschädigung an Kraftfahrzeugen, über Fahrrad- und Rollerdiebstahl, bis zu Körperverletzungsdelikten und Betrug bearbeitet werden. Ein umständliches Vorgangsbearbeitungssystem, Sonderdienste der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Überalterung und mangelnder Nachwuchs lassen eine angemessene Bearbeitung der Fälle nicht zu.

Computer-und Internetkriminalität

KHK Stefan Becker, Polizeipräsidium Bonn, KK 23, beleuchtet das Phänomen der Computer- und Internetkriminalität sowie die damit verbundenen aufwendigen und zeitintensiven Ermittlungen eines Kriminalitätsfeldes, welches sich im Wandel der Zeit erst entwickelt hat und früher nicht existierte.

"Unsere Praktiker zeigen anhand von Beispielen aus der täglichen Praxis, dass die Kriminalpolizei unseres Landes einen erheblichen Bedarf an zusätzlichen Kriminalisten hat, die - das ist eine Selbstverständlichkeit - von der Pike auf, ihren Beruf erlernt haben müssen. Die Pensionierungen in den nächsten Jahren führen in einen Super-GAU der Inneren Sicherheit. Behörden verlieren ganze Kommissariatsstärken an Mitarbeitern und erhebliche Berufserfahrung, wenn nicht spätestens jetzt gegengesteuert wird. Der Innenminister ist aufgefordert, klare Aussagen zur Personalentwicklung zu treffen, darauf haben unsere Kolleginnen und Kollegen sowie die Führungskräfte der Kriminalpolizei einen Anspruch", warnte Albishausen gegenüber der Presse am heutigen Tage.

Die konkreten Kernforderungen aus dem Leitantrag des BDK Nordrhein-Westfalen vom 15.09.2009 lauten:

  1. Verstärkung der Kriminalpolizei bis 2015 um 2000 Stellen.
  2. Direkte Verwendung von mindestens 200 Fachhochschulabsolventen in der Kriminalpolizei unmittelbar nach ihrer Ausbildung jährlich für 2009 und 2010 - ab 2011 mindestens 400 Absolventen der Fachhochschule.
  3. Einführung des Direkteinstieges von Abiturientinnen und Abiturienten in die Kriminalpolizei ab 2010 und Schaffung eines Auswahlverfahrens, das auf die Anforderungen des Berufes abstellt.
  4. Einführung eines eigenen Bachelorstudienganges "Kriminalwissenschaften" an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV).
  5. Ständige Evaluierung der Fortbildung für Kriminalistinnen und Kriminalisten unter Berücksichtigung veränderter Kriminalitätsphänomene und damit verbundener Beweisanforderungen.

 Für Rückfragen:      Rüdiger Thust - Mobil 0172-8837250

                                   Rolf Jaeger - Mobil 0175-5211717